Leseprobe: Lebenszeichen

Max:
Eigentlich läuft es für alle Beteiligten gut, und wenn ich jemand wäre, der zufrieden sein kann, dann wäre jetzt sicher ein Zeitpunkt, um es zu sein.

Für den Erfolg ist es nicht nur notwendig, sondern immer selbstverständlich gewesen, kleinere Opfer zu bringen. Das erste Opfer war offensichtlich die Freizeit, die es selten gab, und wenn, dann war sie kurz. Marcia und ich hatten nie die typisch deutschen Drei-Wochen-Urlaube gemacht, sondern hatten meistens verlängerte Wochenenden. Das einzige, was mich neben dem üblichen geschäftlichen Ziehen in der Magengegend derzeit beunruhigt, ist die Tatsache, dass das nächste für das Unternehmen zu erbringende Opfer vielleicht Marcia selber sein wird.

Marcia:
Sollen wir mit drei Sorten Kisten durch jeden Raum gehen und aussortieren, "Ich", "Du", "Wir", und dann bei einem letzten Glas Rotwein das "Wir" großzügig unter uns aufdividieren und dem Du und Ich hinzufügen?

Ich möchte nicht, dass das "Wir" aufhört zu existieren, nicht mal als die Aufschrift auf einem Pappkarton. Ich weigere mich, ein vorübergehendes Phänomen gewesen zu sein wie ein Wirbelsturm oder ein besonders heißer Sommer.