Leseprobe: Lebenshunger

Der Moment, in dem das letzte Glas getrunken ist, die Schatten länger geworden sind, in dem wieder einmal von einer Menge nur zwei Menschen in einem Raum verblieben sind, in dem man gehen will, die Vernunft zelebrieren, hope to see you again sometime, und dann nur noch die leise Musik und das pochende Geräusch der Absätze auf dem Holzfußboden, während man betont gelassen mit nicht zu großen Schritten den Raum durchmisst. Ein Rollenspiel, das man immer ein wenig mehr auf die Spitze treibt. Wer lässt die Maske zuerst fallen, wer ruft Stopp, wer greift zuerst gierig nach wem? Ein kleiner Machtpoker, dessen Ausgang in dem Moment unwichtig wird, wenn die Würfel gefallen sind, wenn klar ist, dass der Weg zur Tür unüberwindlich ist, der Vernunft auf der Liste der Gefühle non gratae immer noch unverzüglich Platz 1 eingeräumt wird, und wenn es nur noch einen Weg gibt, den in ein großes, weiches Bett. Die immer wieder unverhoffte Wiedersehens-Party der immer wieder großen Gefühle.