Leseprobe: Leben in Japan

Von rechts überholen mich vier Jugendliche in Schuluniformen und geraten in meinen Weg, drei zu Fuß, der Kleinste auf einem Fahrrad, die sich gegenseitig durch den Park jagen, und sie lachen und wirbeln Staub auf, der sich als feiner Film über ihre dunkelblaue Kleidung legt. Links kommt mir ein hagerer älterer Mann entgegen, der trotz Temperaturen über 30 Grad weiße Handschuhe trägt. Er schwenkt die Arme wie ein Verkehrspolizist, mit religiösem Ernst, und wirft mir im Vorübergehen einen stechenden Blick zu, den ich nicht deuten kann. Vielleicht mein blondes Haar. Vielleicht mein ärmelloses Shirt, das nicht schicklich meinen Nacken verdeckt. Es gibt viele Gründe, aus denen man hier das Ziel von Neugierde wird, gemustert, eingeschätzt. Bisweilen freundlich, bisweilen mit gerunzelter Stirn, wie ein seltenes Zootier, von dem man noch nicht weiß, wie man es einschätzen soll. Gefährlich, oder einfach nur kurios?