Leseprobe: Leben am Meer

Das Ritual vollzieht sich mit beruhigender Gleichmäßigkeit an jedem neuen Tag und ist niemals gleich, und ich werde niemals müde, zuzusehen, wobei immer noch ein erwartungsvolles Lächeln meine Lippen umspielt, fast stolz, so als trage ich einen Anteil an dem Auf- und Abtritt der Sonne. In wenigen Augenblicken schon wird sie sich senken, gleich einem Flugzeug, das zur Landung ansetzt, wird ohne Zaudern hinabsteigen zum Wasser, wird sich von Minute zu Minute, eben noch ein helles Gelb, mehr in ein dramatisches Orange hineinsteigern und dann, als ob sie es plötzlich besonders eilig hat, rasch als glühender Ball im Meer versinken. Es gibt nichts, das diesen Zyklus durchbrechen kann, und wieder überkommt mich Ehrfurcht. Und ich denke, ein ewig währendes Gefühle erkannt zu haben in dem leichten Bedauern, das dieses Schauspiel hinterlässt, wenn noch ein leichter Nachhall als roter Schleier in den Wolken hängt, bevor die Nacht ihren endgültigen Sieg über den Tag davonträgt.